Sauberes Trinkwasser für Nnudu

Der Startschuss 2008

Am 22. Oktober 2008 flogen wir zu dritt – Lothar Ortmann, Gertraude Frank und Marianne Schneider-Ortmann –  nach Accra/Ghana. In unserem Zielort Nnudu wollten wir während der folgenden drei Wochen erste Schritte unseres Hilfsprojektes „Sauberes Trinkwasser für Nnudu“ realisieren. 10.000  Euro Spendengelder standen uns zur Verfügung.

In sehr enger und angenehm partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern haben wir die erste Stufe einer funktionierenden Wasserversorgung aufgebaut.
Es wurden 1.500 Meter Wasserleitungen verlegt, 2 Zapfsäulen montiert, eine 2 PS starke Wasserpumpe installiert und zwei 10.000 Liter Kunststoffwassertanks auf einem Hügel aufgestellt. Nach unserer Abreise vervollständigten die Dorfbewohner in den folgenden Wochen das Projekt. Sie verlegten weitere 800 Meter Wasserleitungen und schlossen 9 zusätzliche Zapfsäulen an. Sie erbrachten nicht nur alle Erdarbeiten und Elektroarbeiten in Eigenleistung, sondern übernahmen auch die Pflege der Anlagen.

Der Chief geht mit gutem Beispiel voran

Der Chief geht mit gutem Beispiel voran

Letzter Kraftakt

Letzter Kraftakt

Gemeinsam sind wir stark

Gemeinsam sind wir stark

Die ersten Tropfen aus dem neuen Zapfhahn

Die ersten Tropfen aus dem neuen Zapfhahn

Stufe 2 – das betonierte Wasserreservoir

Während des vierwöchigen Aufenthalts im Herbst 2009 von Lothar und Marianne Ortmann in Nnudu war die Realisierung eines betonierten Wasserreservoirs auf einem nahe gelegenen Hügel oberhalb des Dorfes vorgesehen.

Das Ausheben der Baugrube von Hand  gestaltete sich sehr schwer und zeitaufwendig. Große Felsbrocken von bis zu 3m³ mussten von Hand zerkleinert und weggeräumt werden.
Das gesamte Baumaterial von  je 6 Lkw-Ladungen Bausand und Steine, 9 Tonnen Baustahl, 700 Sack Zement und  je 120 Schalbretter und Kanthölzer von 5 m Länge wurde in „Kopfarbeit“ über 300 – 400 Meter Entfernung hoch auf die Baustelle transportiert. Alle Bauteile sind nicht gemauert, sondern wegen der besseren Wasserdichtigkeit betoniert. Es gab keine maschinelle Unterstützung; alle Arbeiten wurden per Hand ausgeführt, wobei alle Dorfbewohner mit anpackten. Das Reservoir fasst mit ca. 100.000 Litern den gesamten Tagesbedarf von Nnudu und misst 6,15m x 4,55m außen bei 5m hohen Wänden, zuzüglich ca. 40cm Bodenplatte.

Nach der Abreise von Lothar und Marianne bauten die Bewohner unter Anleitung des Chiefs das Reservoir weiter aus und schlossen die Betonierung der Wände bis Weihnachten ab.

Von Januar bis August 2010 komplettierten die Einwohner Nnudus das Trinkwasserreservoir in Eigenleistung durch:

·         Ausschalen und neuen Gerüstbau

·         Innen- und Außenputz sowie außen einen Betonsockel

·         Dachstuhl aus Holz samt Außenverkleidung

Vorbereitung des Bauplatzes

Vorbereitung des Bauplatzes

Beschwerlicher Materialtransport

Beschwerlicher Materialtransport

Betonmischen

Betonmischen

 

Alle helfen mit

Alle helfen mit

Während unseres Aufenthalts im September und Oktober 2010 wurden dann die verbliebenen Restarbeiten durchgeführt, z.B.:

·         Schweißen der Außentreppe

·         Bau der ablassbaren Innentreppe aus Hartholz zur Reinigung

·         Wasserfester Innenanstrich und Außenanstrich in Landesfarben und Beschriftung

·         Dachabdeckung mit Einstiegsmöglichkeit für Reinigung/Instandhaltung.

Am 25. Oktober 2010 wurde das neue Trinkwasserreservoir an das bereits in 2008 verlegte Leitungssystem angeschlossen und liefert nun:

„Sauberes Trinkwasser für Nnudu“

Erfahrungen in Betrieb und Instandhaltung

Der operative Betrieb wird von speziell geschulten Dorfbewohnern durchgeführt, die nur in komplizierten Fällen einen Installateur aus dem Nachbardorf zur Instandhaltung hinzuziehen müssen. Über die Jahre waren natürlich auch Ersatzteile zu beschaffen, z.B. Absperrhähne und Rohrverbindungen.

Der Gemeinderat entwickelte ein einfaches Bezahlmodell, bei dem Dorfbewohner, die es sich leisten können, über Wassergebühren in einem Fonds entsprechende Rücklagen für Reparaturen bilden. Weniger potente Familien werden von der Gemeinschaft bezuschusst oder erhalten ihr Wasser kostenfrei, so dass jeder Bewohner Zugang zum sauberen Wasser hat. Mit Hilfe der Rücklagen wurde bereits einmal eine defekte Pumpe erneuert. Zeitweise wurden täglich wechselnd Teile der Zapfsäulen gesperrt, um eine gleichmäßige Druckverteilung zu gewährleisten. Zwischenzeitlich ist das nicht mehr erforderlich, da das ausgebaute Leitungsnetz ausreichende Kapazitäten bietet.

Erweiterung des Trinkwassersystems

Mit der Fertigstellung des Wasserreservoirs war die Voraussetzung für die Erweiterung des Verteilnetzes geschaffen. Zwischen 2011 und 2014 wurden weitere 2700 Meter Kunststoffleitungen verlegt und damit 14 zusätzliche Zapfstellen an das Reservoir angeschlossen, um auch den Bewohnern außerhalb des Dorfkerns die Wege zum sauberen Wasser zu verkürzen. In 2014 wurde auch ein neues Bohrloch gebohrt und eine zweite Wasserpumpe installiert, die wegen des geringeren Stromverbrauchs nun vorrangig genutzt wird. Zusätzlich zur neuen Förderleitung und der Stromversorgung der Pumpe samt Reservoir-Füllstands-Signalleitung wurde ausgehend von der neuen Pumpe auch noch eine neue Wasser-Verteilleitung mit drei der üblichen Zapfstellen und dem Wasch-Anschluss für die in 2015 installierten Solarmodule verlegt, die auch der Druckverteilung dient. Durch die Verlängerung einer bestehenden Verteilleitung zu einem abgelegenen Dorfteil ist das Verteillnetz nun komplettiert. Der im Oktober erfolgte Labortest des Trinkwassers aus einem Zapfhahn zeigt so hervorragende Analysewerte, dass auch auf absehbare Zeit keine Wasseraufbereitung oder Chlorierung notwendig wird. Die neue Pumpe und das Bohrloch wurden von einem Dorf-Maurer mit einem gemauerten Pumpenhaus geschützt, das von den Dorf-Zimmerleuten mit einem auf Holzkonstruktion aufgesetzten Wellblechdach und einem Vorhängeschloss gesichert wurde, bevor sie es angestrichen haben. Zu Ehren der Hauptspenderin von Wasser für die Welt, Frau Fischer aus Wien, haben wir eine Beschriftung als „Fischer’s Well“ anbringen lassen.

Jahrelang waren die hohen Pumpstromkosten für die Trinkwasserförderung ein Problem. Besonders in der Trockenzeit waren die an den staatlichen Stromversorger zu entrichtenden Stromentgelte so hoch, dass Aktiv für Afrika e.V. sie bezuschussen musste. Die gravierenden Preissteigerungen standen in eklatantem Widerspruch zur schlechten Versorgungsqualität. Wenn der öffentliche Strom nicht ganz ausfiel, waren die Spannungsschwankungen oft extrem hoch (180 – 280 V statt 230 V). Darauf hin sind auch Wasserpumpen durchgebrannt, so dass neben den Instandhaltungs-/Austauschkosten vor dem Bau von Fischer´s Well auch ein Stillstand der Wasserförderung resultierte. Das gab den Anstoß für ein Projekt zur Solarstromversorgung von Nnudu, das in 2014 und 2015 durch Aktiv für Afrika e.V. realisiert wurde. Diese Anlage versorgt im Dorf nun verschiedenste Verbraucher, aber selbstverständlich auch die Elektropumpen der Wasserversorgung. Die Wassergewinnung erzeugt nun keine laufenden Kosten mehr. (Näheres unter: Sonnenstrom für Nnudu)

In 2016 wurde die defekte alte Wasserpumpe erneuert, mit einer elektronischen Steuerung versehen und geschützt, sowie an die Solarstromversorgung von Nnudu angeschlossen. Damit kann das mehrstufige Projekt „Sauberes Trinkwasser für Nnudu“ nach 8 Jahren nun als komplett abgeschlossen betrachtet werden. Es bot mustergültige Hilfe zur Selbsthilfe und ist in jeder Hinsicht als nachhaltig zu bezeichnen. Nicht nur Aktiv für Afrika e.V., sondern auch die dankbaren Einwohner von Nnudu sind stolz auf das gemeinsam geschaffene Trinkwassersystem und halten es daher sorgfältig in Stand.

 



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