Obuobi, der Aluminiumhandwerker

An einem Abend im Oktober 2010 besuchte uns der Chief von Nnudu mit zwei jungen Männern. Sie hatten von der Möglichkeit erfahren, eine Ausbildung durch den Verein Aktiv für Afrika e.V. finanziert zu bekommen, und  all ihren Mut zusammengenommen, um uns zu fragen. In unserer Gegenwart und der des Dorfhäuptlings fiel es ihnen sichtlich schwer, ihre Vorstellungen zu formulieren. Sie sind es nicht gewohnt, über sich und ihre Bedürfnisse oder Anliegen zu sprechen. Und traditionell haben in Ghana junge Leute im Beisein mehrerer Älterer eher zu schweigen und nur auf Fragen zu antworten.

Obuobi, ein junger Mann Anfang zwanzig, erklärte seinen Wunsch, eine handwerkliche Ausbildung zu machen. Aufgefordert, das zu detaillieren, erläuterte der aus ärmlichen Verhältnissen stammende und zurückhaltende junge Mann seinen Wunschtraum, nach einer Ausbildung mit seiner Hände Arbeit ein eigenes Einkommen zu haben und zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Eigentlich wollte er gern Fenster und Türen aus Metall bauen, seine Familie konnte aber das dafür benötigte Lehrgeld nicht aufbringen. Unseren Gesprächen beim Reservoirbau hatte er entnommen, dass wir es toll fänden, wenn zukünftig ein Installateur aus dem Dorf die Instandhaltung und gegebenenfalls den Ausbau der örtlichen Trinkwasser-Versorgungsanlage übernehmen könnte. So war er auf die Idee gekommen, sich zum Wasser- und Sanitär-Installateur ausbilden zu lassen, ein derzeit in Ghana vielgefragter Beruf. Da der Installateur, der unser in Nnudu gefördertes Trinkwassersystem derzeit wartet und instandhält, hauptberuflich in einer Firma angestellt ist und nebenher niemanden ausbilden darf, hatte Obuobi über den Chief Kontakt zu einem anderen Installateur im Nachbarort aufgenommen. Dieser Mann hatte ihm eine Lehrstelle angeboten unter der Voraussetzung, dass er das Lehrgeld bezahlt, umsonst arbeitet und Werkzeuge anschafft.

Der Verein Aktiv für Afrika  e.V. sagte die Kostenübernahme zu, und wir einigten uns auf den Beginn der dreijährigen Ausbildung im Dezember 2010.
Nach unserer Abreise erfuhren wir um Weihnachten herum telefonisch vom Chief, dass Obuobi eigentlich seine Ausbildung noch gar nicht richtig begonnen hatte. Er durfte zwar täglich zum Lehrherrn kommen und aufräumen, während der Chef seinen Rausch vom Vorabend ausschlief oder ein Nickerchen hielt. Da keine externen Aufträge eingegangen waren, war er oft genug wieder nach Hause geschickt worden und hatte noch nichts gelernt. Glücklicherweise hatte der Chief auch das Lehrgeld bis dahin noch nicht an den Lehrherrn übergeben. Wir einigten uns darauf, dass die Kostenübernahme auch erfolgen würde, wenn Obuobi die Lehrstelle kurzfristig wechselt.

Nachdem Obuobi sich zunächst vergebens bemüht hatte, eine Lehrstelle als Installateur zu finden, fand er im 15km entfernten Ort Akrade eine Lehrstelle in seinem Traumberuf. In einer Werkstatt an der Straße werden dort aus eingekauften Alu-Profilen Fenster, Türen etc. gefertigt und bei Firmen- und Wohnhaus-Baustellen im weiten Umfeld montiert. Der Chief kannte den Lehrherrn als einen zuverlässigen Mann, die finanziellen Bedingungen waren fair, und so stand einem Ausbildungsstart nichts im Wege. Im Schwellenland Ghana hat dieser Beruf eine gute Zukunft, denn noch hat diese kleine Firma im weiten Umfeld keine einschlägigen Konkurrenten. So sagte Obuobi in Abstimmung mit dem Chief gern zu und startete noch im Januar 2011 seine Ausbildung als Aluminium-Handwerker.
Der Chief gab ihm wöchentlich das Verpflegungsgeld und TroTro-Fahrgeld für die täglich zurückzulegenden 30 Kilometer. Morgens um 5 Uhr fuhr Obuobi von Zuhause weg und kam abends nicht vor 7 Uhr zurück, jeweils eine Stunde vor Hellwerden bzw. nach Einbruch der Dunkelheit, und das 6 Tage die Woche.

Während unseres Aufenthalts im Okt./ Nov. 2011 besuchten wir Obuobi an seinem Arbeitsplatz und erkundigten uns bei seinem Lehrherrn nach seinen Leistungen. Sein Chef äußerte sich sehr lobend über Obuobi und berichtete, dass er ihn kürzlich schon bei ersten Baustellen nach kurzer Einweisung die Aluminiumfenster selbstständig habe montieren lassen. Voller Stolz und Begeisterung zeigte Obuobi uns die Werkstatt, alle Maschinen und die Fertigung eines Fensters. So begeistert, wie er von der Arbeit und seinen ersten selbständigen Montagen schwärmte, stellt dieser Beruf und das Metallhandwerk für ihn die richtige Wahl dar.

Anfang des Jahres 2014 hat Obuobi seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und arbeitet seitdem als Angestellter.

Obuobis Ausbildungszertifikat

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