Wasserspeicherung (Reservoirbau) und Wasserverteilung
Basisprojekt zu „Sauberes Trinkwasser für Kwanjarko“
Anmerkung: Ausbauprojekte zu Wasserförderung und Solarstromversorgung sind separat.
Ziele
- Sauberes Trinkwasser zuverlässig über das ganze Jahr
- Zeitaufwand und Anstrengung der Frauen und Kinder beim Wasserholen verringern
- Die Wege zum Wasser verkürzen
Maßnahmen
- Fertigstellung des in 2019 erstellten Rohbaus des Wasser-Reservoirs (45m³ Fassungsvermögen) durch Dachausbau, Blitzschutz, Treppe, lebensmittelechten Innenanstrich sowie Außenanstrich
- Verlegen von 2.500m Wasserleitungen, u.a. auch zur Mittelschule am Ortsende
- Installation von 10 im Dorf verteilten, öffentlichen Wasserzapfsäulen
- Alle benötigten Materialien werden auf Märkten, in Läden und bei Herstellern in Ghana gekauft, damit die Wertschöpfung dort erfolgt und auch Ersatzteile bei diesen Quellen verfügbar sind.
Gemeinsam mit den Bewohnern von Kwanjarko und insbesondere dem Instandhaltungsteam werden alle Ausbau- und Verlegungsarbeiten und die Montage der Zapfsäulen, der Rohrverbindungen und Absperrhähne durchgeführt. Im Vorraum des Wasserreservoirs werden seine Wasserauslässe über Absperrhähne mit den Verteilleitungen zu den Zapfstellen verbunden und eine Reinigungspumpe installiert. Die Größe des auf einem Hügel oberhalb von Kwanjarko gebauten Wasserreservoirs und das Gefälle der Verteilleitungen sichern eine teilweise Unabhängigkeit der bedarfsorientierten Wasserverteilung von Zeiten der Wasserförderung und von der Stromversorgung.
Nach Einweisung durch den Projektleiter übernimmt das neu gegründete Wasserkomitee eigenverantwortlich die Wartung und Instandhaltung der gesamten Anlagen. Es erhebt für das Dorf auch genügend Wassergeld, um Betrieb und Instandhaltung im Sinne eines nachhaltigen Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekts kurz- und langfristig sicherzustellen.
Projektkosten 30.000€ (inkl. 15.000€ in 2019)
Projektzeitraum Sept. – Nov. 2021
Projektleiter Dr. Lothar Ortmann, Mitglied des Vorstands
Weiterlesen zum bisherigen Stand: Rohbau des Wasserreservoirs 2019
Rohbau des Wasserreservoirs 2019
Ankunft und erste Schritte zum Bau des neuen Reservoirs 02.10.2019
Am späten Nachmittag des 24. September erreichen wir Nnudu nach einer dreistündigen Busfahrt von Accra aus. Die Fahrt ist immer wieder aufregend. Eine konkrete Abfahrtszeit gibt es nicht, der Bus fährt ab, wenn alle Plätze besetzt sind. Unter Umweltgesichtspunkten hervorragend, für die eigene Planung schwierig! Spannend zu erleben, was alles in diesen Überlandbussen transportiert wird. Natürlich Taschen und Koffer und zusätzlich Teppiche, Deckenpaneele, riesige Säcke mit Stahlwolle und manchmal auch lebende Hühner. Vieles davon wird durch die Fenster ein- und ausgeladen – für uns unvorstellbar, hier aber üblich. Während der Fahrt werden wir heftig durchgeschüttelt und sind dankbar, dass wir keine Rückenprobleme haben. Der Zustand der Straßen hat sich weiter verschlechtert. Man sagt, der Staat investiert in Bildung und Krankenversicherung und die Straßen müssen warten.
Beim Ausstieg aus dem Bus werden wir schon empfangen. Ruckzuck werden die Koffer entladen, und fleißige Träger schaffen das schwere Gepäck zum Haus. „Akwaba!“ rufen uns die Menschen entgegen, soviel wie „Herzlich willkommen!“. Auf dem Tisch erwartet uns das von einer lieben Nachbarin zubereitete Abendessen. Der Kühlschrank ist auch schon mit dem Nötigsten bestückt, und so fühlen wir uns sehr schnell heimisch. Wir erleben immer wieder diese warmherzige Fürsorge.
Am nächsten Morgen geht es auf den Bauplatz für das neue Reservoir für Kwanjarko auf dem Grenzhügel oberhalb des Dorfes. Die Arbeitsgruppe aus Kwanjarko hat bereits vorher den Bereich neben dem Wasserreservoir von Nnudu vom Buschwerk befreit, ausgestattet lediglich mit Macheten. Wir treffen auf eine hochmotivierte und sehr gut organisierte Arbeitsgruppe unter der Leitung von Debrah, einem engagierten jungen Mann aus Kwanjarko, den wir bereits in 2017 bei der Projektvorplanung kennengelernt haben. Im Gespräch mit Lothar werden dann die exakten Ausmaße für die Baugrube festgelegt und markiert.
In zwei Schichten von 6 Uhr bis 12 Uhr und dann von 12 Uhr bis 18 Uhr arbeiten sie mit Spitzhacke, Schaufel, Vorschlaghammer, Eisenstangen und „Headpans“ (= auf dem Kopf getragene Alu-Schüsseln), um die Baugrube auszuheben. Ca. 35 Kubikmeter Sand und zum Teil sehr große Steine müssen entfernt werden. Eine körperlich äußerst anstrengende und bei Hitze und Schwüle schweißtreibende Arbeit! Zum Entfernen der bis zu 4 Kubikmeter großen, nicht durch Muskelkraft zu bewegenden und auch mit einem Vorschlaghammer praktisch nicht zerkleinerbaren Felsbrocken organisieren sie schließlich einen Bagger auf eigene Kosten. Mit großem Hallo wird der Bagger am Sonntag begrüßt. Lautstarke Kommandos, herzhaftes Lachen und Popmusik schallen weit übers Gelände und vermitteln pure Lebensfreude, während der Bagger die dicksten Brocken heraushebt und wegrollt.
Innerhalb einer Woche ist die Baugrube nun ausgehoben und somit vorbereitet für den nächsten Schritt. Die Arbeitsgruppe ist stolz und hochzufrieden, und wir natürlich auch!
In diesem Tempo kann es weitergehen!
Baufortschritt am Reservoir für Kwanjarko 20.10.2019
Mit Tempo ging es in die nächste Runde. Fundament und Bodenplatte wurden in mehreren Arbeitsschritten mit handgemischtem Beton und vielen Baustahlstäben gestartet, bevor die Dorfältesten einen kleinen, dieselbetriebenen Betonmischer zur Beschleunigung mieten.
Wir fragen uns immer wieder: wie lange können die Arbeitsgruppen das seit Beginn an den Tag gelegte Tempo beibehalten? Bis heute haben sie es geschafft. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, wenn wir sehen, mit welcher Energie und Kraft erforderliche Arbeiten angegangen werden. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Gewerke wie Eisenbieger, Maurer, Zimmermann und Helfer läuft hervorragend. Der örtliche Projektleiter Debrah ist mittendrin und arbeitet hart mit, behält aber trotzdem die Übersicht und hat stets schon die nächsten Schritte im Auge. Gemeinsam mit Lothar spricht er meistens am Vorabend die konkrete Planung, Werkzeug- und Materialbeschaffung durch, so dass möglichst kein Stillstand entsteht. Die Kooperation und Kommunikation der beiden ist geprägt von hoher Akzeptanz und dem gemeinsamen Willen, möglichst schnell und qualitativ gut zum Erfolg zu gelangen.
Das Fundament und auch die Bodenplatte sind am Donnerstag 17. Okt. fertig gegossen, und die Eisenbieger beginnen die aufwendige Stahlarmierung für die Außenwände, bevor die Zimmerleute die hölzerne Verschalung mit Brettern von unten herauf vornehmen und mit Vierkanthölzern und abgeschlagenen Baumstämmen abstützen.
Auf unsere Frage nach dem Grund für sein außergewöhnliches Engagement meint Debrah:
„Mir ist der Dienst für die Dorfgemeinschaft so wichtig, dass ich für die Zeit des Projekts meine persönlichen Interessen zurückstelle. Ich liebe mein Dorf und bin meiner Familie und meinen Unterstützern sehr dankbar, dass ich Schulen besuchen und studieren durfte. Mit diesem Einsatz möchte ich etwas zurückgeben.“
Seine so geäußerte Einstellung beeindruckt uns sehr!!!!!!
Das Reservoir ist fertig betoniert 01.11.2019
Die Arbeitsgruppen von Kwanjarko haben ihr anspruchsvoll gestecktes Ziel erreicht! Die Wände des neuen Reservoirs sind gegossen. Maße: 4,20m*3,20m*5m = B*L*H; Fassungsvermögen ca. 45m³, also etwa der Tagesbedarf des Dorfes.
21 Stunden dauert die Betonierung der Wände – eine fast unvorstellbare Leistung:
Schon morgens um sieben Uhr starten sie mit der ersten Runde. Viele Helfer (Männer und Frauen) sind gekommen, um heute dieses gemeinsame Ziel zu erreichen. Alles ist vorbereitet, so dass es gleich losgehen kann. Die ausgeliehene Betonmischmaschine mit einer kleinen Holzrutsche ist in Position gebracht. Daneben liegen Berge von Sand, Steinen und Zementsäcken bereit, Wasser wird aus dem Reservoir von Nnudu über einen Zwischentank per Schlauch geliefert. Die Helfer haben sich auf dem Gerüst positioniert, um die Eimer und Headpans mit Beton in Empfang zu nehmen. Frauen übernehmen ihre traditionelle tragende Rolle und bringen den angemischten Beton damit auf den Köpfen zum Gerüst. Die Männer auf den wackligen Gerüstbrettern nehmen die unterschiedlichen Gefäße an und reichen sie an die nächste Etage weiter, bis Headpans und Eimer von oben zwischen die hölzernen Schalwände entleert werden. Leere Behältnisse werden seitlich heruntergeworfen und am Betonmischer wieder gefüllt. Zeitweilig sind mehr als 60 Personen auf der Baustelle, und die wuselige Zusammenarbeit läuft wie von Geisterhand geführt. Nach der Schule kommen die Kinder, auch sie wollen mithelfen. Viele Helfer sind barfuß oder in Flipflops unterwegs. Die Maurer beherrschen ihr Handwerk, und es gibt keine Verletzungen. Eine deutsche Bauaufsicht hätte diese Baustelle wohl schon vor Arbeitsbeginn geschlossen, aber auf Ghanas Dörfern gibt es keine derartige staatliche Verwaltung.
Stunde um Stunde wird der Betonmischer mit Sand, Steinen, Zement und Wasser gefüllt und Männer wie Frauen tragen unermüdlich den flüssigen Beton. Die Arbeiten sind anstrengend und schweißtreibend, aber werden mit Begeisterung und Gejohle zügig ausgeführt. Für uns ist es auch eine ganz besondere Erfahrung, diese große Motivation, Kraftanstrengung und Energie hautnah mitzuerleben. Bei Einbruch der Dunkelheit beleuchten von den Elektrikern des benachbarten Nnudu installierte Leuchtstoffröhren die Baustelle. An Aufhören ist nicht zu denken, denn der Beton darf nicht abbinden. Allerdings macht sich doch bei einigen, die schon seit dem Morgen dabei sind, langsam die Müdigkeit bemerkbar. Ein kurzes Schläfchen, sitzend auf dem Gerüst oder auf Steinen oder aber am Rande der Baustelle auf einem Steinhaufen liegend, bringt neue Energie. Es kommen auch zusätzliche Dorfbewohner hinzu, die am Tag ihrem Beruf nachgegangen sind und jetzt dabei sein und mitmachen wollen. Immer wieder sorgen Frauen für Wasser und „Essbares“, die Versorgung ist wichtig und ohne unser Zutun bestens organisiert.
Endlich morgens um vier Uhr wird der letzte Eimer Beton eingefüllt. Es ist geschafft!!
Ein lautes „AYEKO!“ (Gut gemacht!) rufen sich alle zu. Während einige noch die Gerätschaften säubern, machen sich die meisten schnell auf den Heimweg, um noch eine Mütze Schlaf zu nehmen, bevor um 6 Uhr der neue Tag erwacht. Lothar und ich haben ebenfalls bis zum Schluss durchgehalten, auch wenn wir nachher nur noch staunend zugesehen haben. Nun freuen wir uns auf unser Bett und sind dankbar und zufrieden. Es war ein echt langer und sehr erfolgreicher Tag. Was für eine Leistung eines ganzen Dorfes!
Nach unserer Abreise 01.05.2020
Die Bewohner von Kwanjarko haben den während unserer Projektreise Sep-Nov2019 gemeinsam errichteten Rohbau ihres neuen Trinkwasser-Reservoirs zusammen mit dem für die Technik vorgesehenen, gemauerten Vorraum selbständig innen und außen verputzt und provisorisch mit einer einfachen Dachabdeckung versehen. So wurde die Bausubstanz gesichert, bevor im April 2020 die 4- bis 5-monatige Regenzeit einsetzte, und wartet nun auf unsere nächste Projektreise.